Lieber James Lissauer,

ich komme aus einem Dorf, das nicht weit entfernt von Lübeck ist, deinem früheren Wohnort. Ich bin Schülerin des Ostsee-Gymnasiums Timmendorfer Strand. Meine Schule bietet für die elften Klassen die Teilnahme an einer Gedenkstättenfahrt an, deshalb schreibe ich dir. Ich werde mit auf diese Gedenkstättenfahrt fahren und mich mit deiner, aber auch mit der Geschichte von vielen anderen Opfern des Holocausts beschäftigen.

Wenn ich jetzt vorher daran denke, an dem Ort zu stehen, an welchem so vielen Menschen so viel Leid zugefügt wurde, fühle ich mich sehr leer. Ich weiß noch gar nicht, wie ich mit diesem Gedanken umgehen soll. Diese Fahrt bedeutet nicht nur, dass ich mich mit den geschichtlichen Aspekten der Zeit beschäftigen werde, sondern auch vor allem mit dem Leid und dem Schmerz der vielen Opfer.

Dass ich und viele andere an dieser Fahrt teilnehmen dürfen, bedeutet mir sehr viel. Und ich hoffe, dass wir damit ein Andenken an die Opfer des Holocausts schaffen können. Durch die eigene Teilnahme möchte ich sicherstellen, dass ich mich mit dem Thema beschäftige, besser auskenne und in der Zukunft auch andere Schülerinnen und Schüler über das Thema aufklären kann.

Obwohl du in den wirren und schrecklichen Zeiten des Holocausts auf tragische Weise dein Leben verloren hast, schreibe ich dies, um an dich zu denken, zu erinnern und dafür zu sorgen, dass dein Leben und deine Geschichte niemals in Vergessenheit geraten werden.

Ich versuche mir vorzustellen, wie die Zeit für dich gewesen sein muss.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du gelebt hast, wie du in Lübeck zur Schule gegangen bist.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du mit deinen Geschwistern in deiner Kindheit draußen auf der Straße gespielt hast.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du mit deiner Familie am Tisch gesessen und zu Abend gegessen hast.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du angefangen hast, in deinem Beruf zu arbeiten.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du eine zukünftige Ehefrau kennengelernt hast.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du mit deiner Ehefrau in ein gemeinsames Zuhause gezogen bist.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du dich gefürchtet hast, als die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus angefangen hat.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du dich gefühlt haben musst, als deine Religion plötzlich eine Gefahr für deine Ehefrau darstellte.
Ich versuche mir vorzustellen, wie traurig du warst als du wegen deiner Religion deinen Beruf aufgeben musstest.
Ich versuche mir vorzustellen, wie verzweifelt du auf deiner Flucht vor dem Grauen warst.
Ich versuche mir vorzustellen, wie verängstigt du bei deiner Internierung warst.
Ich versuche mir vorzustellen, wie du dich bei der Deportierung gefühlt hast.

Ich versuche mir so vieles aus deinem Leben auszumalen, doch ich kann mir nichts von dem auch nur ansatzweise vorstellen. Ich habe mich mit deiner Geschichte beschäftigt und trotzdem fällt es mir schwer zu realisieren, was du alles durchmachen musstest.

Deine Geschichte begann am 8. Februar 1885 als du in Hamburg geboren wurdest. Ephraim Joseph Lissauer und Helene Lissauer waren deine Eltern. Deine Familie wohnte schon seit vielen Jahren in Lübeck, erst in Moisling und dann in der Schildstraße 5 in Lübeck, wo du mit deinen Großeltern, Eltern, Geschwistern und anderen Verwandten lebtest. Deine Großeltern hatten im unteren Teil des Hauses ein Geschäft, während ihr im oberen Teil des Hauses gelebt habt. Die jüdische Religion war auch in deiner Kindheit schon ein wichtiger Teil der Erziehung. Es ist anzunehmen, dass du in der israelischen Schule der Gemeinde zur Schule gegangen bist und, dass dein Religionsunterricht in der neuen Synagoge stattgefunden hat.
Außerhalb der Schule hast du viel Zeit mit deinen vier älteren Brüdern Meno, Hermann, Ernst und Friedman, deiner großen Schwester Betty und deiner kleinen Schwester Irma verbracht. Nach der Schule hast du deinen Beruf als Schlachtergeselle angefangen auszuüben. Während dessen hat deine Schwester Betty den Holländer Simon Emmering geheiratet. Zu dieser Zeit lerntest du deine Frau Dora Wisser kennen. Ihr habt geheiratet und seid in ein gemeinsames Zuhause gezogen.

Bis zu diesem Punkt hattest du ein sehr schönes Leben. Alles scheint aus meinen Augen so perfekt. Du hattest einen Beruf, der dich erfüllte, eine wundervolle Familie und du hattest die Liebe deines Lebens gefunden. Du hattest Hoffnung, Spaß und Pläne. Umso schwerer fällt es mir, den Rest deines Lebens zu betrachten. An diesem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, welche grausamen Zeiten auf dich, deine Familie und auf so viele andere zukommen würden.

Kurz nachdem du angefangen hattest zu arbeiten, kamen die Nazis an die Macht und du warst gezwungen aufgrund deiner jüdischen Religion deinen Beruf zu wechseln, erst zum Viehtransporteur und dann zum Transporteur. Zu diesem Zeitpunkt wurde dann klar, dass deine Religion zur Gefahr für dich und deine evangelische Frau wurde. Durch deine jüdische Religion wurde nun auch sie zur Zielgruppe der furchtbaren Nationalsozialisten. Da deine Schwester Betty einen Holländer geheiratet hatte, habt ihr die Flucht nach Holland angetreten und hofftet, in den Niederladen ein friedlicheres und sicheres Leben führen zu können. Dem war leider nicht so. Du wurdest nur ein paar Jahre später interniert und nach Westerbork gebracht.

Ich mag mir gar nicht denken, wie du dich zu dieser Zeit gefühlt haben musst. In so kurzer Zeit hat sich ein Leben von einem schönen hoffnungsvollen Leben in einen aussichtslosen Albtraum verwandelt. Du wurdest von deiner Familie und deiner Frau getrennt. Du hattest sicher furchtbare Angst.

Im Jahre 1944 wurdest du aus Westerbork nach Theresienstadt deportiert. Ab hier geht deine Geschichte sehr schnell. Du warst nicht lange in Theresienstadt und wurdest noch im gleichen Jahr nach Auschwitz deportiert. Am 7.7.1944 wurdest Du in Auschwitz ermordet. Dein Leben war zu Ende.
Woran hast du in all der Zeit gedacht? Hattest du Hoffnung? Wusstest du, wie es deiner Familie geht? Ich habe so viele Fragen an diese Zeit damals und an deine Geschichte. Doch leider kann sie mir niemand beantworten.

Dir und so vielen anderen wurde die Familie und das Zuhause, aber auch die Hoffnung und die Träume weggenommen. So viele unschuldige Menschen wurden verfolgt, gefoltert und getötet. Jeder von ihnen hatte eine individuelle Geschichte. Jeder von Ihnen hatte Ziele und Träume. Den meisten wurde dies genommen.

James Lissauer, dir wurde auf so grausame Weise das Recht auf dein Leben genommen, und das kann keiner auf irgendeine Weise wiedergutmachen.

Doch trotzdem möchte ich dir sagen, dass deine Geschichte mich berührt und ich deshalb dafür sorgen möchte, dass du, deine Familie und deine Geschichte nicht in Vergessenheit geratet.

 

Jetzt, nach der Gedenkstättenfahrt, kann ich sagen, dass dein Schicksal mich die ganze Fahrt über aber auch jetzt noch begleitet. Meine eindrucksvollste Erinnerung an die Fahrt ist der Satz eines Transporteurs in Auschwitz. Er kümmerte sich darum, die Inhaftierten von der Rampe zu den Gaskammern zu bringen. Er sagte: „Ich habe immer versucht, nicht richtig hinzuschauen.“

Dieser Satz begleitet mich Tag für Tag. Ich frage mich, wie dein Leben ausgesehen hätte, wenn mehr Menschen hingesehen hätten.

Ich möchte nicht wegschauen, bei Antisemitismus, Rassismus, Mobbing und vielem mehr. Ich möchte hinschauen und etwas tun. Und ich werde für dich und für die anderen vielen Opfer dafür sorgen, dass mehr Leute hinschauen.

 

Mit tiefstem Respekt und Gedenken an dich,

Ida, Q1

 

 

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Information zum Warnstreik im Buslinienverkehr 2.2. und 3.2.

Nach Mitteilung der Autokraft sowie der Rohde Verkehrsbetriebe sind zum Ende dieser Woche von Ver.di  Warnstreiks angekündigt worden. Gestreikt wird nach den derzeitigen Erkenntnissen ganztägig am Freitag, 02.02.2024 und Samstag, 03.02.2024.

Es ist auf allen Linien mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen. Weitere Informationsmöglichkeiten bestehen über die Internetseiten der Verkehrsunternehmen:

https://www.dbregiobus-nord.de/fahrplan/verkehrsmeldungen

https://www.rohde-bus.de/de/strecken/region-ostholstein-nord

https://www.nah.sh/de/nah-sh/

https://www.bahn.de/service/mobile/db-navigator

Lieber Hermann Rosenstein,

ich hoffe, dass diese Nachricht Dich in Frieden erreicht, wo immer du jetzt auch sein magst.
Ich kann mir nicht vorstellen, wie du Dich gefühlt haben musst, als von Deutschland Juden in die Vernichtungslager im Osten deportiert wurden. Dachtest Du an deine Familie? Hattest du noch Hoffnung auf ein Überleben? Oder hast du nur noch auf den grausamen Tod gewartet?

Aus heutiger Sicht ist es unvorstellbar, wie viele Menschen ihr Leben verloren haben. Und all das nur, weil man einer anderen Religionsgemeinschaft angehört hat, weil man politisch eine andere Meinung hatte oder weil man mit Behinderungen geboren wurde. Ausgrenzung und Rassismus regierten in Deutschland. Daran zu denken, wie viele dieser ermordeten Menschen ein glückliches Leben lebten und eine glückliche Zukunft vor sich gehabt hätten, ist für mich kaum zu ertragen. Der Gedanke daran, dass ein so junger Mensch, wie du es warst, mit Plänen und Träumen für die Zukunft, nur aufgrund seiner Religion ausgegrenzt und später ermordet wurde, lässt mich erschüttern. 

Als eine Person, die fernab von dieser Zeit geboren wurde, kann ich, egal wie sehr ich mich anstrengen würde, nie begreifen, wie man sich in so einer Hölle fühlen muss. Zu wissen, dass man nicht mehr lange lebt und dass meine Tage gezählt sind, wie hält man das aus?? Keinen Ausblick auf eine Zukunft zu haben, ausgelöscht zu werden. Es ist unbegreiflich. 

Deshalb möchte ich mein tiefstes Mitgefühl ausdrücken für das Leid, das Du und viele andere Menschen während dieser dunklen Zeit unserer Geschichte erlitten haben. Dein Schicksal und das vieler anderer Opfer des Holocausts, erschüttern mich und sie führen mir  schmerzhaft vor Augen, welches Unrecht Menschen einander antun können. 

Es ist wichtig, dass sich die heutige Generation an dieses unbeschreibliche Unrecht erinnert, um sicherzustellen, dass sich so etwas nie wiederholt. Aus der Geschichte können wir lernen, dass es wichtig ist, Werte wie Toleranz und Respekt zu fördern. Nur dadurch können wir eine bessere Zukunft schaffen. Und wir können lernen, dass es Situationen gibt, an denen man nicht schweigen darf, sondern seinen Mund aufmachen und einschreiten muss.

In Gedanken bin ich bei Dir und allen anderen Opfern des Holocausts. Mögen Eure Erinnerungen in unseren Herzen weiterleben und uns dazu inspirieren, eine Welt zu schaffen, in der solches Unrecht niemals wieder geschehen. 

In aufrichtiger Verbundenheit 

Hannah, Q1

 

 

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Einladung zur Mitgliederversammlung

Sehr geehrte Damen und Herren,LogoVdFF

 

zur diesjährigen ordentlichen Mitgliederversammlung unseres Vereins, dem „Verein der Freunde und Förderer des Ostsee-Gymnasiums e.V.“ möchte ich Sie sehr herzlich einladen für:

 

Mittwoch, den 13. März 2024 um 19:30 Uhr
Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand,
Am Kuhlbrook 1
Raum Musikraum G 7

 

Tagesordnung:

1. Eröffnung der Sitzung, Feststellung der form- und fristgerechten Einladung und der Beschlussfähigkeit
2. Anträge zur Tagesordnung und Feststellung der Tagesordnung
3. Genehmigung des Protokolls über die Sitzung vom 28.02.2023
4. Bericht des Vorstandes und des Kassenführers
- über die im Geschäftsjahr 2023 verwendeten Mittel
- über die im Geschäftsjahr 2023 zugeflossenen Beiträge und Spenden sowie den Kassenstand
5. Bericht der Kassenprüfer für das Geschäftsjahr 2023
6. Entlastung des Vorstandes für das Jahr 2023
7. Wahl von zwei Rechnungsprüfern für das Geschäftsjahr 2024
8. Bericht der Schulleiterin über die aktuelle Schulsituation und evtl. langfristige Förderwünsche
9. Förderanträge und Fördervorschläge sowie Beschlussfassung über Mittelvergabe
10. Verschiedenes, Termine

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Antje Kauder

2.Vorsitzende

 

Lieber Hermann Mecklenburg,

Ich schreibe dir diesen Brief aus der heutigen Perspektive, im Jahr 2023, und meine Gedanken sind erfüllt von tiefen Emotionen. Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass auch Du einst ein Leben wie das eines gewöhnlichen Jugendlichen geführt hast, voller Träume, Hoffnungen und Freude.

Wenn ich über dein Leben nachdenke, sehe ich einen Jugendlichen aus Lübeck, der wie jeder andere in deiner Zeit war. Du hattest Freunde, Träume für die Zukunft und wahrscheinlich auch kleine alltägliche Sorgen. Doch dieses normale Leben wurde von den schrecklichen Ereignissen während des Nationalsozialismus unterbrochen und dann während des Holocausts abrupt beendet.

Es bricht mir das Herz zu denken, wie Du, ein Jugendlicher, in eine Zeit des Schreckens und der Verfolgung geriet, die du es dir niemals hättest vorstellen können. Du wurdest aus deinem Zuhause gerissen, von deiner Familie getrennt und in eine Welt des Grauens gestoßen.

Aber wieso? Es ist und bleibt einfach unvorstellbar. Wir haben uns alle schon so oft gefragt: „Wieso?“ und uns intensiv mit den vielen individuellen Schicksalen, wie deinem, befasst! Doch niemals haben wir eine Erklärung gefunden und werden es auch nie, die diese unbegreiflichen Taten rechtfertigen. Ich kann kaum in Worte fassen, was ich sagen möchte und ich kann und möchte mir nicht einmal annähernd ausmalen, was Du gespürt haben magst: Ungewissheit, Angst, Trauer, vielleicht auch Hoffnung. Einen Jugendlichen wie dich, aufgrund seines Glaubens einfach aus dem Leben zu reißen! So viele Menschen wie Schlachtvieh zusammenzutreiben und dann einfach zu vergasen.

Die Schrecken des Holocausts haben das Leben von so vielen unschuldigen Menschen wie deines für immer verändert. Die meisten sind ermordet worden, nur wenige haben es geschafft, zu überleben. Dir war es leider nicht vergönnt, weiter leben zu dürfen. Du durftest nur 15 Jahre alt werden. Ich bin bereits 16 – ich habe Dich schon um 1 Jahr überlebt. Diese Vorstellung bedrückt mich sehr.

Dein Schicksal und das von Millionen anderer Juden während dieser dunklen Zeit erfüllt uns mit Trauer und Entsetzen. Wir müssen uns daran erinnern, dass dies nicht nur eine historische Episode ist, sondern eine Tragödie, die das Leben von Menschen wie dir zutiefst beeinflusst hat.

In der heutigen Zeit setzen wir uns dafür ein, dass solche Gräueltaten nie wieder passieren, und wir kämpfen gegen Hass, Diskriminierung und Vorurteile. Wir gedenken dir und all der anderen Opfer des Holocausts, um sicherzustellen, dass ihre Geschichte und ihr Leiden nie in Vergessenheit geraten.

Deine Geschichte bewegt uns zutiefst, und wir tragen deine Erinnerung in unseren Herzen. Wir versprechen, dass deine Geschichte niemals vergessen wird, und wir setzen uns dafür ein, eine Welt des Friedens und der Menschlichkeit zu schaffen, in der solche Schrecken nie wieder geschehen können.

Ruhe in Frieden und möge deine Erinnerung für immer in unseren Herzen weiterleben.

 

Mit tiefer Trauer und Respekt,

Malisa, Q1

 

 

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Das Känguru kommt!

Das OGT (Klasse 5 bis 10) wird am Montag, den 22. April 2024, erneut am internationalen Känguru-Wettbewerb teilnehmen.

Bild 2024Der Känguru-Wettbewerb ist ein mathematischer Wettbewerb mit vielfältigen Aufgaben zum Rechnen, Schätzen und Knobeln.
Die Anmeldung zu diesem Multiple-Choice-Wettbewerb erfolgt über die Mathematiklehrkräfte.
Der deutsche Organisator, der Mathematikwettbewerb Känguru e.V., erhebt einen Unkostenbeitrag von 2,50 Euro je Teilnehmer, der mit der Anmeldung zu begleichen ist.
Alle teilnehmenden SchülerInnen erhalten eine persönliche Urkunde und einen kleinen Preis. Die bundesweit besten Leistungen werden mit verschiedenen Sachpreisen honoriert.
Detaillierte Informationen und Beispielaufgaben finden sich auf der offiziellen Homepage www.mathe-kaenguru.de.
Allen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern wünschen wir schon jetzt viel Spaß beim Knobeln!

 

Lieber Aron Adolf Emmering,

bereits jetzt weiß ich nicht so recht, was ich schreiben soll. Was schreibt man in einem Brief an eine Person, die brutal ermordet wurde? Die zu einer von den Nazis systematisch verfolgten und verhassten Gruppe gehörte, die in einem nur dafür errichteten Vernichtungslager umgebracht wurde?
Denn genau so muss man diese Ermordungen beschreiben: systematisch. Ausgeführt von einem ganzen Staat, getragen von einer Vielzahl der Bevölkerung. Und die Bevölkerung wusste, dass etwas mit den Juden geschah. Die Menschen wussten vielleicht nicht, dass Juden in Konzentrations- und Vernichtungslagern brutal umgebracht wurden. Aber sie haben mitbekommen, dass eben diese Juden deportiert wurden - in Konzentrationslager - und auch die waren nicht unbekannt.
Wusstest du all das? Wusstest du von den Konzentrationslagern und den Massenermordungen?

Du hast Deutschland 1935 mit deiner Mutter und deinem Bruder verlassen und bist nach Holland geflohen. War die Existenz von KZs dort bekannt?
War es trotz der Anfeindungen und Gefahren schwer, Lübeck zu verlassen? Die Stadt, die für fast 20 Jahre deine Heimat, dein Zuhause, war?

Heute sind vor deinem Haus in der Schildstraße 5 Stolpersteine verlegt, die an die Verfolgung und Ermordung Deiner Familie erinnern sollen. Ach so, ein Stolperstein ist eine kleine, im Boden verlegte Gedenktafel. Auf ihr stehen Name, Geburtsdatum und auch Todesort und -datum. Sie sind nur etwa 10cm mal 10cm groß und glänzen golden, da sie aus Messing sind.
Das hier steht auf deinem Stolperstein:

Auschwitz. 1943 bist du nach Auschwitz gekommen. Nein, du bist dort hingebracht worden – wie ein Stück Vieh in einem Güterwaggon mit der Absicht, dich zu töten.
Wusstest du das? Was hast du gedacht, als du Auschwitz gesehen hast? War es sehr schlimm, von deiner Familie getrennt zu werden, schon vor Auschwitz?
All dies sind Dinge, die ich mir nicht vorstellen kann.
Und du kannst mir keine Antwort geben. Vielleicht würdest du mir keine Antwort geben wollen.
Vielleicht sind dir so schlimme Dinge widerfahren, die kein Mensch verarbeiten kann.
Ein Mensch.
Denn genau das warst du. Ein Mensch.
Homo sapiens.
Du warst einer von uns Menschen.
Du sahst nicht anders aus, nur weil du Jude warst.
Du hattest kein „jüdisches Blut“, deine Religion war nicht in deinem Blut, so etwas kann gar nicht sein.
Du hast keine Brunnen vergiftet.
Du warst an keiner Weltverschwörung beteiligt.

All dies sind Dinge, die über Juden gesagt wurden. Gesagt werden.
Aber warum?
Warum schiebt man euch Juden die Schuld für solche Sachen in die Schuhe?
Warum sagt man, dass ihr „anders“ ausseht, nur weil ihr Juden seid, obwohl die Religion nichts mit den Genen und dem Aussehen zu tun hat?
Warum sagt man, ihr seid es nicht wert zu leben, nur weil ihr Juden seid?
Ich weiß es nicht, du weißt es nicht, keiner weiß es so genau.
Und dennoch ist es so unfair, so ungerecht und vor allem unverständlich.

So etwas darf sich nicht wiederholen.
Und nun stehe ich hier, fast genau 80 Jahre nach deiner Deportation nach Auschwitz.
An dem Ort, wo du deinen Tod gefunden hast, wo du ermordet wurdest.

Lieber Aron, du warst gerade einmal 38 Jahre alt, als dir dein Leben genommen wurde. Viel zu früh. Ich hoffe, du hast dort, wo Du jetzt bist, Frieden gefunden, ich habe noch lange keinen Frieden gefunden – wie konnte der Holocaust geschehen?
Du, deine Familie und all die anderen Millionen Menschen, deren Leben genommen wurde:
Ihr seid nicht vergessen.
Wir werden euch nicht vergessen.
Ich werde euch nicht vergessen.

Ruhe in Frieden, Adolf Aron Emmering

Jan Philipp, Q1

 

 

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27. Januar 2024 - Holocaust-Gedenktag

Am 27. Januar gedenken Menschen in aller Welt der Opfer des Nationalsozialismus.
79 Jahren befreite die Rote Armee die Vernichtungslager Auschwitz und Birkenau.
Als die Rote Armee in Auschwitz eintraf, fand sie dort ca. 8000 völlig entkräftete Menschen vor, darunter ca. 400 Kinder, dort, wo vorher 1,2 Mio. Menschen ermordet worden waren.
Eva Szepesi war eins der 400 Kinder, das Auschwitz überlebt hat. Frau Szepesi war 2020 Gast am OGT und hat zu den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe gesprochen.
Nun wird Eva Szepesi zusammen mit Marcel Reif am Mittwoch, den 31. Januar 2024 zum Holocaust-Gedenktag im Deutschen Bundestag sprechen.

IMG 1949

Liebe Therese Mecklenburg,

ich glaube, dass niemand das, was Ihnen widerfahren ist, nachempfinden kann. Wie Sie als Mutter von zwei Kindern mit diesen im Dezember 1938 aus Ihrer Heimat Lübeck nach Wesembeek bei Brüssel, nach Belgien fliehen mussten, in der Hoffnung dort in Sicherheit zu sein. Die Furcht, als diese Hoffnung im Mai 1940 mit der Besetzung Belgiens durch deutsche Truppen zunichte gemacht wurde.
Auch die Angst und den Schrecken, als man Ihre Familie auseinanderriss, Ihren Mann in das südfranzösische Internierungslager Gurs brachte und Sie und Ihre Kinder, Ihre 20-jährige Tochter Hanna Mecklenburg und Ihren 15 Jahre alten Sohn Hermann Marcus Mecklenburg, nach Auschwitz deportierte, ist für uns heute unvorstellbar und wir können beides nur erahnen.
In Auschwitz wurden Sie und Ihre Kinder umgebracht, Sie wurden zu einer der über 1 Million Juden, die in Auschwitz ihren Tod fanden. Ihr Mann kam im Internierungslager ums Leben.
Es gibt nichts, was diese Verbrechen wiedergutmachen könnte, nichts kann die Wunden heilen, die sie hinterlassen haben. Ich bin der Überzeugung, dass es wichtig ist, an die Verbrechen der Nationalsozialisten in ihrer Herrschaft von 1933 bis 1945 zu gedenken. Auch wenn die heutige junge Generation nicht mehr die Schuld trägt, dieses Verbrechen begangen zu haben, so trägt sie dennoch die Verantwortung, das Andenken der Opfer zu bewahren und zu verhindern, dass sich diese Schrecken wiederholen.
Mit der Gedenkstättenfahrt versuchen wir alle besser zu verstehen, wie es zu diesen Verbrechen kommen konnte, auch wenn es eigentlich nicht möglich ist zu verstehen, wie Menschen zu solch schrecklichen Taten fähig sind. Auch das Wissen um diese Zeit wollen wir in Erinnerung behalten und den Opfern gedenken. Denn die Geschichte, der Holocaust, darf weder vergessen werden, noch sich wiederholen.

 

Im Gedenken
Jan, Q1, Gymnasium am Mühlenberg

 

 

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