Lisa Marie Wilbring: Das Stammlager

Bei der Gedenkstättenfahrt habe ich viel gelernt und viele Momente haben mich sehr berührt. Ich kann definitiv sagen, dass die Gedenkstättenfahrt eine Bereicherung war, denn es ist wichtig, dass wir uns erinnern... an das, was damals geschah.
Welcher Moment hat mich besonders berührt? Für mich war es der Aufenthalt im Stammlager.Foto Lisa

Ich hatte ein dauerhaft bedrückendes, unwohles Gefühl. Bei dem gesamten Aufenthalt und der Führung versuchte ich mir vorzustellen, wie es damals dort ausgesehen hat. Ich habe mir vorgestellt, wie Menschen in diesen Kasernenblöcken gelebt haben mochten, auch wenn man von richtigem Leben nicht sprechen kann. Natürlich kann ich es mir nicht vorstellen, aber meine Gedanken rissen mich mit. Ich fühlte mich in dem Moment wie in einem Loch, aus dem ich nicht herauskam. Die Vorstellung daran und das Wissen darüber, welche Grausamkeiten in diesem Stammlager geschehen sind, und dann diesen Ort des Grauens zu sehen, traf mich mehr als ich es erwartet hätte. Der Gedanke daran, dass ich den Menschen, die dort qualvoll ihr Leben verloren haben, nicht mehr helfen konnte, ließ mich nur noch tiefer fallen.
Im Stammlager selbst hat mich besonders berührt, die Haare, die alte Kleidung und weitere persönliche Gegenstände der Lagerinsassen zu sehen. Auch in der israelischen Ausstellung im Stammlager gab es sehr bewegende Räumlichkeiten, wie beispielsweise den Raum mit den vielen Kinderzeichnungen an den Wänden. Auch sehr bewegend war es, die Erschießungswand und das Krematorium zu sehen. Ebenso beim Betrachten der sehr engen Stehzellen wurde mir sehr unwohl. Ich wollte in dem Moment am liebsten nach Hause. Dieses Gefühl – sich nach dem eigenen Zuhause zu sehnen – war sicherlich ein Gefühl, das die Menschen dort täglich gefühlt haben müssen.Foto Lisa II
Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können die Zukunft verbessern. Und was ich auf jeden Fall tun kann, ist, meine Erfahrungen und Erlebnisse hier – in meiner Heimat mit anderen Menschen zu teilen, um die Erinnerung an unsere Geschichte wach zu erhalten.
Lisa Marie Wilbring, Q1b

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