Tag der Deutschen Einheit und der Mauerfall vor 30 Jahren

Am 23.09.2019 fand in der Aula des Ostsee-Gymnasiums Timmendorfer Strand eine Gedenkfeier zum Tag der Deutschen Einheit und dem Mauerfall vor 30 Jahren statt. Hierzu hatte die Fachschaft Geschichte unter Federführung von Frau Osbahr und Herrn Scharf Herrn Pastor Jürgen Eggert eingeladen, der den Schülern der neunten und der zwölften Klassen seine Erfahrungen mit der Deutschen Demokratischen Republik schilderte.

Nachdem die Schüler und Schülerinnen sich schon eine Woche zuvor in einer Ausstellung in der Schule über das Leben in der DDR informieren konnten, wurde dies durch die lebhafte Erzählung von Herrn Eggert noch einmal mit seiner Lebensgeschichte veranschaulicht. Gebannt und teils betroffen lauschten die Mädchen und Jungen, während der Zeitzeuge ihnen vermittelte, dass er schon von der Grundschule an Probleme hatte, da seine Eltern nicht wollten, dass er und sein Bruder Mitglied bei den Jugendorganisationen der DDR wurden – bis zur Ablehnung des Hochschulstudiums. Auch seine Verhaftung nach der Flucht seines Bruders (nach dem Mauerbau im August 1961 durfte dieser seine Schule in Westberlin nicht mehr besuchen) im November 1961 durch die Stasi sowie die nachfolgende vierjährige Haft (davon ein Jahr Untersuchungshaft in einer Einzelzelle) schilderte er eindrücklich. Laut Anklageschrift sollte er versucht haben, die Mauer zu sprengen und den dritten Weltkrieg auszulösen. Trotz seiner ganzen negativen Erfahrungen betonte er jedoch, dass dies eben nur seine Lebensgeschichte sei und dass es auch andere gebe, die durchaus positive Erfahrungen in der DDR gemacht hätten und deren Erzählungen ganz anders wären. Dennoch waren insgesamt ca. 250.000 Menschen während der 40-jährigen Geschichte der DDR in politischer Gefangenschaft.
Dass zu den Schülerinnen und Schülern ein Mann sprach, der trotz seiner schlimmen Erfahrungen nie den Lebensmut verlor, zeigt seine Botschaft an die junge Generation: Steht für eure Überzeugungen ein, auch wenn euch daraus Nachteile erwachsen können. Auf lange Sicht lohnt es sich, da man sich noch selbst im Spiegel angucken kann. Zitat: „Als muffeliger 19-Jähriger ging ich ins Gefängnis, als froher, aber nicht fröhlicher Erwachsener verließ ich es wieder.“