Laurenz Köbel: Die Kinderzeichnungen von Auschwitz

Im Folgenden berichte ich über meine persönlichen Erfahrungen, die ich bei dem Besuch der Gedenkstätte Auschwitz gemacht habe. Im Mittelpunkt soll stehen, was mich am meisten berührt hat. 

Der erste Moment, der sich in meinem Kopf festgesetzt und mich sehr berührt hat, war, als wir die Baracke im Stammlager Auschwitz betraten, in der die israelische Länder-Ausstellung „Shoah“ zu sehen war. Dort gab es einerseits einen Raum voller Kinderzeichnungen, die eine Künstlerin nachgemalt hat und andererseits einen Raum mit einem riesigen Buch, in dem Namen der Opfer des Holocausts stehen. 

Mein ergreifendster Moment war als ich die schlichten Kinderzeichnungen gesehen habe. Es handelte sich um mit Bleistift gezeichnete Strichmännchen, die entweder erhängte Juden oder erschossene Juden darstellten. Auf dem ersten Blick wirkten die Bilder noch unscheinbar, doch je näher ich an die Zeichnungen herantrat, desto stärker realisierte ich, welche Verzweiflung, diese Zeichnungen ausdrücken. image 1image

77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in einer Zeit, in der immer weniger Zeitzeugen von den Gräueltaten berichten können und die Gefahr des Vergessens immer größer wird, sind solche Kinderzeichnungen essenziell, um sich in die Lage der Opfer zu versetzen und an das schwere Verbrechen Deutschlands zu erinnern. 

So ging es mir auch, die Kinderzeichnungen erinnerten mich an früher und durch sie konnte ich mich zu einem gewissen Grad in die missliche Lage der Kinder von Auschwitz hinein versetzen. Denn, wenn man selbst, wie ich, kleine Geschwister hat, mit denen man gemeinsam malte, dann verbindet man mit Kinderzeichnungen etwas Fröhliches und Schönes und nicht Mord und Terror, Gewalt und Angst. Aber genau diese Gefühle haben die Kinder in Auschwitz mit ihren Zeichnungen für uns sichtbar gemacht. 

Somit beende ich auch meinen Bericht mit Tränen in den Augen, weil ich beim Anblick der Kinderzeichnungen in Auschwitz und auch jetzt beim Schreiben dieser Zeilen an meine kleine Schwester denken musste und dann der Kontrast - das Leid und der Horror, dem die Kinder in Auschwitz ausgesetzt waren, es ist alles nicht mit Worten zu beschreiben. 

Laurenz Köbel, Q1c

 

 

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