Klara Pries: "Arbeit macht frei"

Auf der Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz 2022 haben wir uns das ehemalige Stammlager oder auch genannt ,,Auschwitz 1" angeschaut. Unsere Gruppe wurde von der Guidin Gabriela Nikliborc begleitet, welche uns erklärte, was damals vor Ort geschehen ist und wie das gesamte Konzentrationslager überhaupt aufgebaut war. Direkt am Anfang unserer Führung kamen wir zum Tor des Stammlagers, welches für eines der größten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte steht. Der Satz ,,Arbeit macht frei", der in Buchstaben aus Eisen gefertigt ist, rankt über dem Torbogen und ist zum Symbol des Mordes an 1,1-1,5 Millionen Menschen, die in diesem Lager brutal getötet worden sind, geworden.Arbeit Macht freijpeg


Wenn man genauer hinschaut, ist eine Unregelmäßigkeit im Schriftzug zu erkennen, das umgedrehte B im Wort Arbeit ist ein kleiner Akt des Widerstandes von einem Häftling. Dieser Lagerhäftling wurde mit der Schmiederei des Schriftzugs beauftragt. Als wir auf dem Weg zum Tor waren, ist mir aufgefallen, dass die Umgebung nicht dem glich, was ich mir ausgemalt hatte. Es war schlimmer, viel schlimmer. Ein Blick auf das Tor reichte schon aus, um die ganze Gruppe zum Schweigen zu bringen. In gedrückter Stimmung gingen wir auf das Tor zu. Ich blieb kurz stehen und mein Blick richtete sich auf den Schriftzug. Der Schriftzug, der in fast jedem Geschichtsbuch zu finden ist. Bestimmt habt ihr ihn auch schon als Foto gesehen. Doch es ist etwas völlig Anderes, das Foto im Geschichtsbuch zu sehen oder aber vor diesem Schriftzug „in echt“ zu stehen.
Der Gedanke, dass wir dort vor dem realen Tor stehen würden, hat am Anfang keinen großen Einfluss auf mich gehabt. Doch als wir dann tatsächlich durch das Tor, und unter dem Schriftzug ,,Arbeit macht frei" durchgegangen sind, wurde mir schlecht. Allein die Vorstellung, dass wir dort entlang liefen, wo vor rund 80 Jahren, tausende und abertausende Menschen kurz vor ihrer grausamen Ermordung standen, war schrecklich. All die Menschen hatten ein Leben, eine Familie, eine eigene Geschichte. Ob sie wohl wussten, dass dieses Leben nun bald beendet sein würde.
Als wir das Tor passierten, blickte ich nicht ein einziges Mal zurück, den Anblick hätte ich nicht ertragen können. Direkt dahinter, hinter dem Tor, Baracken, überall. Dicht an dicht stehende Gebäude kamen zum Vorschein. Der Eingang zum Stammlager blieb mir am meisten im Kopf hängen. Denn es war der Eingang zu einem Ort, in dem Begriffe wie Tod, Leid und Mord förmlich in der Luft lagen. Der Moment des ersten Blickes auf das Tor, verfolgt mich noch bis heute, ich glaube nicht, dass ich diesen Blick je vergessen werden kann.
Klara Pries, Q1b

Zurück zur Übersicht